Stellen Sie sich eine Situation vor, in der Sie beim Schwimmen auf einmal in einen Wasserstrudel geraten. Wenn Sie gegen den Strudel anschwimmen, werden Sie sich nicht befreien können, sondern noch mehr erschöpfen und dann sogar ertrinken.
Die einzige Überlebensmöglichkeit ist es, bis auf den Grund zu schwimmen. Denn dort ist der Sog am schwächsten.
Wenn Sie ganz unten angelangt sind, können Sie zur Seite wegtauchen, um neben dem Strudel wieder an die Wasseroberfläche nach oben tauchen zu können.
So ähnlich verhält es sich mit den Krisen, die wir persönlich erleben:
Wir müssen dem Sog unserer Gefühle und Gedanken folgen. Nur so kommen wir zu dem Zeitpunkt, in dem wir genug Kraft getankt haben, um wieder aufzutauchen.
Dann muss aber die Seitwärtsbewegung kommen, mit der wir uns wieder an die Oberfläche bewegen. Diese seelische Widerstandskraft der Seitwärtsbewegung von der Krise weg kann man trainieren:
1. Nehmen Sie sich die Zeit, die Situation erstmal zu akzeptieren, wie sie ist. Eine Situation zu akzeptieren, bedeutet nicht, dass Sie mit der Situation zufrieden sind. Es ist aber ein Unterschied, ob ich akzeptiere, dass wir die Corona Krise haben, von zu Hause aus arbeiten müssen, keine Veranstaltungen besuchen können und unsere sozialen Kontakte einschränken müssen und ich verzweifelt über diese Situation bin und in eine Depression bzw. soziale Isolation verfalle.
Nur wenn man die Situation akzeptiert, kann man aktiv mit ihr umgehen. Üben Sie Situationen und Dinge so anzunehmen wie sie sind, statt Kraft aufzuwenden, um dagegen anzukämpfen. Zum Beispiel können Sie Ihre Fähigkeit zur Akzeptanz an der Warteschlange an der Kasse üben. Statt zu sagen „Das darf doch nicht wahr sein!“, nehmen Sie die Einstellung ein: „Es ist wie es ist“. Lassen Sie den Widerstand los und prüfen Sie stattdessen, was die Situation in Ihnen auslöst. Ungeduld oder Erinnerungen an nervige Zeitgenossen? Es wird Ihre Seele stärken, sich mit sich selber in Kontakt zu gehen.
2. Nehmen Sie die Verantwortung für Ihre eigene Rolle. In der Krise haben wir sehr oft das Gefühl, das Opfer der Situation zu sein. Es handelt sich hiebei um ein Ohnmachtsgefühl. Auf den ersten Blick scheint es ein normales natürliches Gefühl zu sein. Jedoch kann dieses Gefühl langfristig an Ihren Kräften zehren. Denn in der Opferrolle versuchen wir ständig die Schuld an andere zu schieben „Wenn X dies und jenes anders machen würde, ginge es mir besser. Der Trick besteht darin, aus dieser Opeferrolle und Passivität raus zu kommen, indem man Sätze in einer ICH-Botschaft formuliert: „Wenn ich dies und jenes anders machen würde, ginge es mir besser.“ Wenn wir umswitchen, nehmen wir die Verantwortung für unsere Gefühle und überlegen unsere Rolle für die Veränderung der Situation.
3. Versuchen Sie optimistisch zu bleiben: Optimistische Menschen wissen, dass Krisen irgendwann vorbei sind. Alles entwickelt sich mit der Zeit zum positiven. Sie können mit kleinen Übungen Ihren Optimismus stärken: Erinnern Sie sich an andere schwierige Zeiten, die Sie erfolgreich gemeistert haben. Welche positiven Entwicklungen haben sich nach dem Überstehen dieser Krise für Sie ergeben? Versuchen Sie auch in der Krise positive Dinge zu tun, die Ihnen Spaß machen, und belohnen Sie sich für das Durchhalten in der Krise.
4. Stärken Sie die positive Sicht auf sich selbst. Denn wer an sich und seine Stärken glaubt, derjenigen gelingt es auch mehr das positive zu sehen, weil sie Schritt für Schritt vorangeht. Durch ständige Selbstkritik rauben Sie sich Kraft und Mut. Auch in schwierigen Zeiten sollten Sie sich Ihre Stärken ins Gedächtnis rufen. Machen Sie eine Liste mit den Problemen, die Sie bereits im Leben gelöst haben. Überlegen Sie, welche Fähigeiten Sie dabei unterstützt haben.
5. Nutzen Sie Handlungsmöglichkeiten, die sich für Sie in Krisensituationen ergeben. Machen Sie einen Unterschied zischen den unveränderbaren Dingen, die Sie einfach akzeptieren müssen und den Dingen, die veränderbar sind und die von Ihnen Aktionismus erfordern. Eine der großen Fähigeiten der Krisenfestigkeit ist, dass Sie immer wieder versuchen, einen Weg zu finden, um ihr Schicksal aktiv in die positive Richtung zu lenken. Versuchen Sie die veränderbaren Dinge zu identifizieren und kommen Sie ins Handeln. Das vertreibt auch das lähmende Gefühl und Sie kommen schnell raus aus der Opferrolle.
6. Nehmen Sie Hilfe an. Es gehört Mut dazu, sich Unterstützung bei anderen zu holen, wenn es uns sehr schlecht geht. Überlegen Sie, wer Ihnen helfen könnte. Wer hört besonders gut zu und wer kann sich gut in die Situation anderer hineinversetzen?
Gibt es Freunde, die in einer ähnlichen Situation wie Sie waren, von deren Erfahrungen Sie profitieren könnten? Suchen Sie sich aktiv Experten für Ihr Problem. Es ist selten, dass Menschen auf andere zukommen, um zu helfen. Oftmals warten wir ab, bis wir gefragt werden um Unterstützung. Machen Sie also den ersten Schritt.
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