Diskriminierung von Sinti*zze und Rom*nja

„Es ist leichter ein Atom zu spalten als ein Vorurteil“, so lautet ein Satz den Albert Einstein einst geprägt hat.

Vorurteile, die zunächst einmal soziale Einstellungen sind, erweisen sich als stabil. Einmal verinnerlicht, ist es schwer sie wieder abzulegen. Sie werden in Form von geteiltem Wissen immer weitergegeben.
Dabei wurde festgestellt, dass Personen, die Vorurteile gegen eine Gruppe hegen, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch andere schwache gesellschaftliche Gruppen abwerten.

Deshalb ist es wichtig unterschiedliche Gruppierungen und ihre Diskriminierungsrisiken zu betrachten. Die Ausgrenzung, Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen, die als „Zigeuner*in“ wahrgenommen werden, wird in der deutschen Gesellschaft wenig thematisiert.

Vorurteile gegenüber Sinti und Roma sind seit Jahrhunderten in Deutschland und Europa weit verbreitet.
Begriffe wie „Sozialtourismus“, „Armutszuwanderung“ und „Einwanderung in die Sozialsysteme“ prägen die Debatte um Sinti*zze & Rom*nja und deren Einwanderung in die deutsche Migrationsgesellschaft.

Diese Vorurteile haben selbstverständlich große Auswirkungen auf die Rom*nja & Sinti*zze – sei es, dass sie auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt werden, dass sie in ihrer Nachbarschaft mit Anfeindungen konfrontiert oder dass sie von Gewalt betroffen sind.

Diskriminierung ist Realität für viele Sinti*zze & Rom*nja.
Die Studien über die Bildungssituation von Sinti*zze & Rom*nja belegen sogar, dass über 80 % der Befragten während ihrer Schulzeit persönliche Diskriminierungen erfahren haben. Diskriminierung fängt schon bei der Bezeichnung der Sinti*zze & Rom*nja als sogenannte „Zigeuner*in“ an. Sinti*zze & Rom*nja haben sich in ihrer eigenen Sprache, dem Romanes nie als „Zigeuner*in“ bezeichnet. Die Ignoranz der Eigenbezeichnung verdeutlicht, die noch immer stattfindende gesellschaftliche Ausgrenzung und Unterdrückung dieser Minderheit, denen das Recht auf ihre eigenen Bezeichnung abgesprochen wird.

Diskriminierung von Roma*nja & Sinti*zze auf dem Arbeitsmarkt
Betroffene von Diskriminierungen berichten im Arbeitskontext mit Vorurteilen, wie z.B. Mutmaßungen, dass Diebstähle begangen werden, bis hin zu Kündigungen nach Bekanntwerden der Zugehörigkeit zu Sinti*zze & Rom*nja. Diese Diskriminierungen erfolgen nicht offen, sondern zum Teil subtil durch schlechtere Bewertungen der Arbeit. Es liegt auch die Vermutung nahe, dass zusätzliche Faktoren wie das Wohnen in einem bestimmten Stadtteil oder das Führen eines ausländischen Nachnamens zu weiteren Ausgerungen geführt haben.
Rom*nja können auch Fachkräfte und Akademiker*innen sein, aber aufgrund der Diskriminierung erhalten sie nur schwer eine gute Ausbildung oder einen regulären Job. Die Zuschreiben der Eigenschaften “ arbeitsscheu und ungebildet“ oder die Unterstellung eines Zuzugs in die Sozialsysteme“ erschweren ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt. In den Medien wird selten erwähnt, dass das deutsche Sozialsystem nicht nur von Rom*nja & Sinti*zze ausgenutzt wird, sondern auch die deutschen Unternehmen sie als billige Arbeitskräfte ausbeuten. Sie werden häufig in prekäre Arbeiten gedrängt. Hinzu kommt, dass ihre Tätigkeiten in den Medien häufig auch mit Begriffen wie „Putz- oder Bettel-Mafia“ kriminalisiert oder als organisiertes Verbrechen stigmatisiert werden.
Familien werden als „Roma Clans“ bezeichnet, auch wenn es sich bei der Familie nicht um eine Kriminalität handelt. Die Bezeichnung Roma Clan suggeriert, dass die Gruppierungen sich den Gesetzen der nationalstaatlichen und demokratischen Gemeinschaft entziehen würden.

Wohnungssuche für Roma & Sinti

„Ja die nehmen wir, aber das sind keine Zigeuner, oder?“ So reagierte eine Wohnungsgeberin auf die Anfrage einer rumänischen Familie eine Wohnung zu vermieten.
In Wohnungsmärkten wie Berlin gibt es immer wieder Berichte über schlechte Wohnungsbedingungen zu überhöhten Preisen.
Einige Vermieter*innen haben Rom*nja & Sinti*zze als Mieter*innen entdeckt: Und zwar berichten sie, dass diese Gruppierungen sich nicht Beschweren, ihre Sachen selber reparieren und auf dem Wohnungsmarkt chancenlos wären und viele schlechte Angebote auch hinnehmen müssen.

Was brauchen wir, um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und die Hürden auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt zu verbessern?

Ein erster Schritt ist der Nationale Aktionsplan mit Ressourcen aus Bund, Ländern und Kommunen sowie EU-Fördermitteln.
Wir brauchen Maßnahmen zur tatsächlichen Gleichstellung von Sinti*zze & Rom*nja mit einer individuellen Bildungsförderung, die an die Lebenswelten, Sprache und kulturelle Identitäten der Sinti*zze & Rom*nja angeknüpft ist. Wichtig sind auch Erwachsenenbildungsprogramme für Sinti*zze- und Rom*nja Familien, um den Zugang zu Arbeit durch die Schließung des unzureichenden Bildungskapitals zu verbessern.

Politik, Medien und Wirtschaft müssen gegen antiziganistische Diskurse und Praktiken vorgehen.

So hat zum Beispiel der Deutsche Presserat empfohlen, die Nennung der Herkunft ohne Sinnzusammenhang im Text in Verbindung mit Berichterstattung zu Kriminalität zu vermeiden. Damit soll die falsche Vorstellung vermieden werden, dass der jeweilige Migrationshintergrund ein Grund für das Delikt darstellt.

Es muss immer vom einzelnen Menschen ausgegangen werden und nicht von unveränderteren biologischen Verhaltensweisen einer Gruppe.

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