Seit Tagen beschäftigt mich die Lage der Frauen in Afghanistan. Ich sehe, wie viele Menschen vor den Taliban fliehen und wie wenig Frauen unter denjenigen sind, die sich einen Platz beim Evakuierunsflug sichern konnten. Für viele Frauen ist schon der Weg zum Flughafen sehr gefährlich und sie schaffen es nicht, den Weg bis zum Flughafen auf sich zu nehmen. Aber es braucht einen international abgesicherten Korridor, damit die Frauen überhaupt zum Flughafen kommen können. Denn in der Stadt haben die Taliban sämtliche Behörden und Checkpoints besetzt. Ich bekomme in den Medien mit, dass Frauenrechtlerinnen versucht haben zu fliehen und dann wieder umgekehrt sind, da sie Angst haben, von den Taliban gefasst zu werden.
Gewalt gegen Frauen wird zunehmen
Mit dem aktuellen Truppenabzug aus Afghanistan sind insbesondere alle Frauen und Mädchen erneut der Willkür und Gewalt der Taliban ausgeliefert. Viele vermuten, dass sich durch die Machtübernahme der Taliban die Situation für Frauen massiv verschlechtern wird. Sie werden nicht arbeiten dürfen und nicht einmal ins Krankenhaus ohne eine Begleitung durch einen männlichen Verwandten.
Wenn wir die Lage der Situation in 1996 betrachten, so bestätigt das die Vermutungen: Unter der Herrschaft der Taliban durften Frauen in 1996 nicht ohne Burka und männliche Begleitung auf die Straße. Die Mädchen durften nicht in die Schule gehen. Während der Machtübernahme der Taliban in den 90er Jahren gab es öffentliche Auspeitschenden und Folterungen.
Frauenorganisationen haben für die Rechte der Frauen in Afghanistan gekämpft und sind jetzt in Gefahr
In den letzten 20 Jahren haben Frauen in Afghanistan für ihre Rechte gekämpft. Sie haben gekämpft, dass ihre Töchter in die Schule gehen dürfen und dass sie nicht mit zwölf Jahren zwangsverheiratet werden. Ein selbstbestimmteres Leben mit eigener Entwicklung ist für viele junge Frauen in den letzten 20 Jahren selbstverständlich gewesen.
Es haben sich in Afghanistan einige Frauenrechtsorganisationen gegründet, die aktuell Angst um ihr Leben haben. Berechtigterweise fürchten insbesondere Frauenrechtlerinnen, dass sie besonders gefährdet sind, da sie sich für die Freiheiten der Frauen eingesetzt haben: Die Juristinnen haben Frauen strafrechtlich verteidigt, die Gewalt erlebt haben. Sie haben Ehemänner hinter Gittern gebracht, die ihre Ehefrauen fast totgeprügelt haben.
Bisher haben die Taliban in den sozialen Medien verkündet, dass den Frauen nichts angetan wird. Jedoch warnen einige, dass sobald die internationale Aufmerksamkeit sich von Afghanistan abwendet, die Veränderungen der Gesellschaft nach den Ansichten der Taliban eingeleitet werden kann.
Unterstützt die Frauenorganisationen in Afghanistan #DefendAfghanWomenRights
Ich glaube, dass die Kraft der Frauenrechtlerinnen auch weiterhin da sein und sich nicht von den Taliban einfach verdrängen lassen wird. Gerade für Frauen und ihre Kinder müssen wir Schutz & Unterstützung bei der Ausreise bieten. Jede Frau, die nicht unter der Taliban Herrschaft leben möchte und sich der Unterdrückung widersetzt gilt als Frauenrechtsverteidigerin.
Unter dem #DefendAfghanWomenRights hat sich eine Initiative gegründet, die Spenden zur Unterstützung von Frauenorganisationen und Frauenrechtlerinnen in Afghanistan sammelt. Sie versuchen gemeinsam mit Partneroganisationen den Frauenrechtlerinnen einen Platz auf den Evakuierungsflügen der NATO-Partner*innen zu bekommen.